„Einmal Currywurstwaffel, bitte!“

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Am 11. 1. 2019 eröffnen die pfeifferschen Stiftungen ein neues Café mit besonderem Konzept am Heumarkt in Magdeburg. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten hier.

"Kuchen hat doch jedes Café. Wir wollten mal was Neues machen“, sagt Matthias Hinz, Objektleiter des nagelneuen Cafés am Heumarkt, und schiebt gekonnt zwei gefüllte Teller auf seinen Arm: Auf dem einen wird die wohl erste Currywurstwaffel der Stadt serviert (eigens kreiert von Matthias Hinz), auf dem zweiten eine mit Ananas überbackene Variante. Und schon geht’s los! Die Gäste warten auf ihre Waffeln. Während Objektleiter Hinz den richtigen Tisch ansteuert, ist die 21-jährige Jessica Pilz bereits dabei, anderen Gästen Kaffee zu reichen. Jessica ist Praktikanten und noch etwas aufgeregt. Kein Wunder! Es ist der erste Nachmittag mit echten Besuchern im Café. „Ich freue mich sehr. Das wollte ich schon immer machen“, verrät Jessica.

Ganz normaler Cafébetrieb

Die junge Frau ist Teil eines besonderen Projekts. Das meint nicht nur die Waffelbäckerei, sondern vor allem auch das Mitarbeiterkonzept. Im neuen Café am Heumarkt, das am heutigen Freitag ganz offiziell seine Türen für Besucher öffnet, arbeiten künftig behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen. Nicht irgendwo abgeschottet, sondern an einem zentralen Platz, in einem öffentlich betriebenen Café, kurzum: in einem ganz normalen alltäglichen Umfeld. Das sei Teilhabe im besten Sinne, betont Ulrike Petermann, Sprecherin der Pfeifferschen Stiftungen. Für die Mitarbeiter sei dies eine aufregende Sache und eine positive Herausforderung, die sie nun im regulären Cafébetrieb meistern wollen. Geöffnet ist ab heute, montags bis sonntags, von 8 bis 17 Uhr. „Wir wollen sehen, wann und wie es am besten läuft“, sagt Matthias Hinz zum Auftakt.

Die Integrationsgesellschaft der Pfeifferschen Stiftungen (IPS) betreibt das neue Café am Heumarkt. Es ist das zweite neben der Cafeteria auf dem Gelände der Pfeifferschen Stiftungen. Auch dort handelt es sich um einen Integrationsbetrieb, in dem die IPS im Jahr 2015 acht Arbeitsplätze geschaffen hat.

Im neuen Café am Heumarkt werden es insgesamt sieben sein, vier davon für Schwerbehinderte. Von einem Integrationsbetrieb spricht man, wenn wenigstens 30 Prozent der Mitarbeiter eine geistige oder körperliche Behinderung aufweisen. Im neuen Café „Gusto“ (was so viel heißt wie „Geschmack“) werden es sogar deutlich mehr sein.

Die Aktion Mensch fördert die Personalkosten der Betriebsleitung mit 163 800 Euro über fünf Jahre. Dazu gibt es noch Unterstützung für den besonderen Aufwand mit 200 Euro je schwerbehindertem Mitarbeiter im Monat vom Integrationsamt. „Alles andere muss ganz normal erwirtschaftet werden“, erklärt Ulrike Petermann.

Barrierefreie Gestaltung

Das heißt, nicht nur der Kaffee, auch die Waffeln müssen munden. Dafür wurden bei der Generalprobe am Mittwochnachmittag die Rezepte und die Abläufe noch mal fleißig geübt. Die geladenen Gäste durften nach Herzenslust probieren und auf einem Fragebogen vermerken, wie die Waffeln geschmeckt haben und was vielleicht noch verbessert werden kann. Das Angebot nahmen schon reichlich Besucher, auch aus dem eigenen Haus, an. Im neu geschaffenen Quartier am Heumarkt befinden sich u. a. barrierefreie Wohnungen, eine Tagespflege und zwei Wohngemeinschaften für Senioren. Die Pfeifferschen Stiftungen sind hier Pflegedienstleister und wollen mit dem neuen Café das Angebot abrunden. In Kürze soll auch ein Raum abtrennbar sein, der für kleine Feierlichkeiten gebucht werden kann.

Insgesamt finden im neuen Café im Erdgeschoss rund 50 Gäste Platz. Das Café wurde barrierefrei eingerichtet – mit geräumigen Gängen, flexibler Bestuhlung und einer Rampe am Aufgang Brückstraße/Turmschanzenstraße. Damit allen Besuchern der Weg ins neue Waffelparadies leichtfällt.