Über Hospizarbeit – Weil Sterben auch Leben ist

Wenn ein Mensch erfährt, dass ihm nur noch wenige Tage, vielleicht einige Wochen bleiben, dann muss er erkennen: „Auch mein Leben ist endlich.“

Die gedankliche Auseinandersetzung mit dem Thema Tod ist nun unausweichlich. Hospizarbeit ist vor allem auch gesellschaftliches Anliegen in Form von Aufklärung, Begleitung und Unterstützung. Hospizarbeit verleugnet das Sterben nicht, sondern geht offen und unterstützend damit um.

Hospizarbeit ist breit gefächert: Sie findet statt in stationären Hospizen für Erwachsene und Kinder. Sie involviert und vernetzt ehrenamtliche ambulante Hospizarbeit, Trauerbegleitung für Erwachsene und Kinder, Ethikberatung sowie die SAPV zur ambulanten Versorgung und Begleitung der Schwerstkranken und Sterbenden.

Zur Hospizarbeit gehört genauso die Weiterbildung in Palliativer Praxis, Trauerbegleitung, Ehrenamt und Sterbebegleitung.

Das Hospiz im Luisenhaus

Selbstbestimmt bis an das Lebensende

Hospiz heißt aus dem Lateinischen übersetzt Herberge. Herbergen waren im Mittelalter an Klöstern und Pilgerstraßen zu finden und gaben Reisenden, aber auch Hilfsbedürftigen und Kranken eine Unterkunft und Schutz.

Das „Hospiz im Luisenhaus“ ist ein Ort für Menschen, die aufgrund einer weit fortgeschrittenen unheilbaren Krankheit nicht mehr im Krankenhaus behandelt und nicht mehr von Angehörigen oder Pflegediensten zuhause rund um die Uhr betreut werden können.

Durch bedürfnisorientierte, professionelle 24-Stunden-Betreuung und Begleitung der Hospizgäste sowie ihrer Angehörigen und Freunde wird das Möglichste getan, um Leiden zu lindern. Auf Wunsch beziehen wir Seelsorger und ehrenamtliche Hospizhelfer in die Betreuung und Begleitung unserer Gäste mit ein.

Ausstattung und Angebot

Der Gast steht im Mittelpunkt

Die Räumlichkeiten des Hospizes befinden sich im Luisenhaus (Haus Nr. 16) auf dem Gelände der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg-Cracau. In wohnlicher Atmosphäre betreut ein multiprofessionelles Team aus examinierten Pflegekräften, Sozialarbeitern, Hauswirtschaftskräften, Seelsorgern und ehrenamtlichen Helfern unsere Hospizgäste.

Insgesamt zehn Betten in acht Einzelzimmern und einem Doppelzimmer, dazu ein Wohnzimmer, eine Terrasse, ein Pflegebad und ein Raum der Stille stehen unseren Gästen individuell zur Verfügung. Selbstverständlich können sich auch Angehörige und Freunde jederzeit im Hospiz aufhalten – es gibt keine festgelegten Besuchszeiten.

  • Die Zimmer können individuell gestaltet werden, um eine vertraute und persönliche Umgebung herzustellen.
  • Auch der Tagesablauf richtet sich nach den Wünschen und Gewohnheiten des Gastes.
  • Angehörigen und Freunden unserer Hospizgäste bieten wir die Möglichkeit im Hospiz zu übernachten.
  • Die ganzheitliche Begleitung und palliative Pflege (Schmerzlinderung, Symptombehandlung) des sterbenden Menschen ist unabhängig von Alter, Nationalität, Weltanschauung, Konfession und finanziellen Gegebenheiten.
  • Die Wahrung der Selbstbestimmung, Individualität und Würde unserer Gäste stehen im Vordergrund.
  • Die Trauerbegleitung der Angehörigen und Freunde unserer Hospizgäste während ihres Aufenthaltes und über den Tod des Hospizgastes hinaus ist uns ein Anliegen.
  • Dazu gehören auch die Beratung in ethischen wie sozialen Fragen sowie die Unterstützung bei der Antragstellung.

Seelsorge

Die Pfarrer der Pfeifferschen Stiftungen stehen allen unseren Hospizgästen, den Angehörigen und Mitarbeitenden gern als Seelsorger zur Verfügung. Sie unterstützen das Hospiz-Team bei der Durchführung von Ritualen wie zum Beispiel dem Gestalten von Festtagen oder der Verabschiedung der Verstorbenen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen Ihnen die Kontaktaufnahme. Sprechen Sie uns jederzeit gerne an.

Selbstverständlich kann jeder Gast auch auf seine eigenen spirituellen Begleitungen oder Seelsorger zurückgreifen. 

Wer kann in ein Hospiz aufgenommen werden?

Im stationären Hospiz können Menschen aufgenommen werden, die aufgrund einer weit fortgeschrittenen, nicht heilbaren Erkrankung nur noch eine geringe Lebenserwartung von einigen Wochen oder Monaten haben. Außerdem müssen palliative (symptomlindernde) Maßnahmen notwendig oder von der Patientin bzw. dem Patienten gewünscht sein.

Beispielsweise kann eine der folgende Erkrankungen vorliegen:

  • fortgeschrittene Krebserkrankung
  • Erkrankung des Nervensystems mit unaufhaltsam fortschreitenden Lähmungen
  • Endzustand einer chronischen Nieren-, Herz-, Verdauungstrakt- oder Lungenerkrankung
  • Vollbild der Infektionskrankheit AIDS

Es können Menschen aus der Häuslichkeit, dem Krankenhaus oder der Kurzzeitpflege in Absprache mit unserem Sozialdienst oder der Hospizleitung aufgenommen werden.

Weiterhin ist die Befürwortung der Hospizaufnahme durch den Hausarzt, der seinen Patienten bzw. seine Patientin während des Aufenthaltes in unserem Haus weiter betreuen kann, notwendig.

Die Anmeldung im Hospiz kann telefonisch oder per E-Mail durch den Erkrankten selbst oder seine Angehörigen erfolgen. In einem Erstgespräch vor der Aufnahme informieren wir Sie gern umfassend und besprechen Ihre Fragen. Am besten rufen Sie unseren Sozialdienst an und wir vereinbaren einen Termin: (0391) 8505 803 oder -806.

Die Beantragung

Die Beantragung bei der jeweiligen Krankenkasse erfolgt über die Mitarbeitenden des Hospizes. Der Patient oder die Patientin, das heißt der zukünftige Hospizgast, benötigt einen Verordnungsschein des Hausarztes über häusliche Krankenpflege (Muster 12a). Auf dem Verordnungsschein muss „Aufenthalt im stationären Hospiz zur Finalpflege“ extra vermerkt sein.

Des Weiteren ist ein Antrag auf vollstationäre Hospizpflege erforderlich. Der Medizinische Dienst Sachsen-Anhalt begutachtet den zukünftigen Hospizgast und legt den Pflegebedarf fest.

Für Fragen und Gespräche steht Ihnen gern unser Sozialdienst unter Telefon (0391) 8505 803 oder -806 oder per E-Mail an sozialdienst-hospiz(at)​pfeiffersche-stiftungen.de zur Verfügung.

Unser Symbol und Leitbild

Der Ballon ist das Symbol des „Hospiz im Luisenhaus“. Es entstand aus der Arbeit mit sterbenden Menschen. Sterbende Menschen, die sich entschließen in den „Ballonkorb“ zu steigen bzw. in das Hospiz zu gehen, sind unsere Gäste.

Sie möchten selbstbestimmt den Weg, das Tempo und die Richtung ihres letzten Lebensabschnittes übernehmen. Nur sie entscheiden, wer sie auf diesem Weg begleiten darf.

Die Gäste sind die „Kapitäne“.

Reisebegleiter ist das interdisziplinär arbeitende Team des Hospizes. Es setzt sich aus dem Pflegepersonal, den Sozialarbeitern, dem Seelsorger und den Ehrenamtlichen zusammen. Sie können den „Kapitän“ während seines Aufenthaltes im Hospiz unterstützen. Die Entscheidungen für ihren Weg treffen die „Kapitäne“.

Der Ballon, befestigt durch Seile am Korb, symbolisiert die Trägerschaft der Pfeifferschen Stiftungen für unser Hospiz. Gemeinsam bilden Ballon und Korb eine Einheit, die es unseren „Kapitänen“ ermöglicht, ihre letzte Reise selbstbestimmt und würdevoll zu begehen.