Die Zukunft der Pflege wird auch in Magdeburg erforscht

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Wie sieht gute stationäre Pflege aus und wie viel Personal wird dafür benötigt? Die Antworten auf diese Fragen soll ein Modellprogramm der Universität Bremen und weiterer Partner finden, das im Auftrag des GKV-Spitzenverbands und in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchgeführt wird. Bundesweit sind zehn ausgesuchte Pflegeeinrichtungen an dem Projekt beteiligt. Eine davon sind die Seniorenstifte der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg.

Bereits im Jahr 2020 haben Forscherinnen und Forscher der Universität Bremen ein neues Verfahren entwickelt, mit dem der Personalbedarf in stationären Pflegeeinrichtungen einheitlich und bedarfsgerecht geplant werden kann. Das bedeutet im Kern, dass mit diesem Verfahren der Bedarf an Pflegefachkräften sowie Pflegehilfs- und Assistenzkräften in vollstationären Pflegeeinrichtungen abhängig von der Verteilung der Pflegegrade der jeweiligen Bewohnerinnen und Bewohner berechnet wird.

Mit dem Inkrafttreten des Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetzes (GPVG) wurde nun ein neues Forschungskonsortium um die Universität Bremen vom GKV-Spitzenverband beauftragt, dieses neue Personalbemessungsverfahren im Rahmen eines Modellprogramms in der Praxis zu testen. Dafür wurden bundesweit zehn Pflegeeinrichtungen, unter ihnen die Seniorenstifte der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, ausgewählt, in denen das Verfahren nun eingesetzt und erprobt wird.
 

Personalplanung erstmals nach echtem Bedarf

Ziel der Wissenschaftler ist es, zu evaluieren, wie sich das von ihnen entwickelte Konzept auf die Pflegequalität im Alltag auswirkt. In der Praxis wird damit der Einsatz von Personal erstmals am individuellen Pflegebedarf der Heimbewohner ausgerichtet und zugleich auch die Qualifikation der Mitarbeiter berücksichtigt. Was sich selbstverständlich anhört, wäre tatsächlich eine Neuerung in der Pflege. Solche neuen Konzepte zum angepassten Personaleinsatz sollen sicherstellen, dass Fach- und Assistenzkräfte in Relation zu den Pflegegraden der Bewohner bestmöglich kombiniert werden.

Auf diesem Weg soll unter anderem der Einsatz der Fachkräfte so organisiert werden können, dass immer die optimal qualifizierten Fachkräfte in ausreichender Zahl für die Bewohner mit ihren individuellen Pflegebedarfen zur Verfügung stehen. Die Forscher erwarten, dass sich im Ergebnis die Versorgungsqualität in der Pflege deutlich verbessern wird. Darüber hinaus rechnen sie mit positiven Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen und die Zufriedenheit der Pflegekräfte.
 

Begleitung im Alltag – Bewohner und Pflegekräfte werden befragt

In dem nun stattfindenden Modellprogramm wird das Konzept in der Praxis getestet. Dafür statten die Bremer Forscher auch die Seniorenpflegeeinrichtung der Pfeifferschen Stiftungen, die zu den dafür ausgewählten Pflegeeinrichtungen gehört, für die Zeit des Projekts mit zusätzlichem Personal aus. Zudem wird in der Einrichtung eine umfassende Organisationsentwicklung durchgeführt, bei der auch die bisherigen Rollen- und Aufgabenverteilungen in der Pflege weiterentwickelt werden. Außerdem erhalten die Mitarbeitenden zu diesen Themen verschiedene Fortbildungsangebote.

Während des Projektverlaufs werden die Pflegekräfte von den Forschern regelmäßig in ihrem Arbeitsalltag begleitet. Über die intensive Dokumentation der Arbeit und Arbeitsergebnisse sowie Befragungen der Pflegekräfte und Bewohner wollen sie herausfinden, ob und wie die Erwartungen an das neue Konzept erfüllt werden.

So soll auch aufgedeckt werden, an welchen Stellen die bisherigen Personalschlüssel in der Pflege weiterentwickelt werden müssen. Basierend auf den Erkenntnissen des Modellprogramms wird im Anschluss eine Strategie entwickelt, um das erprobte Konzept bundesweit zu implementieren. Die endgültigen Ergebnisse werden letztlich auch Teil der wissenschaftlichen Basis für die Entwürfe der künftigen Pflege-Gesetzgebung des Bundes sein. Das Modellprogramm ist auf den Zeitraum bis Mitte des Jahres 2025 befristet.

Christian Rausch, Leiter der Seniorenstifte der Pfeifferschen Stiftungen, ist stolz auf die Beteiligung seiner Einrichtung an diesem wegweisenden Projekt. »Wir empfinden es als Auszeichnung, bundesweit als eine von nur zehn Einrichtungen für dieses Vorhaben ausgewählt worden zu sein. Die Ergebnisse werden vielleicht auch Einfluss auf die künftige Gesundheits- und Pflegegesetzgebung haben. Was bei uns und mit unseren Fachkräften und Bewohnern erarbeitet wird, bestimmt damit auch, wie die Arbeit in stationären Pflegeeinrichtungen in Zukunft gestaltet und welche Qualität sie haben wird.«
 

Hintergrund:

Im Rahmen des Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz (GPVG) hat der GKV-Spitzenverband vom Gesetzgeber den Auftrag erhalten, die wissenschaftlich gestützte Begleitung der Einführung und Weiterentwicklung des von der Universität Bremen entwickelten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in vollstationären Pflegeeinrichtungen zu veranlassen. Das auf diesem Auftrag basierende Modellprogramm zur Personalbemessung gemäß § 8 Absatz 3b SGB XI wird durch ein Begleitgremium beraten. Die Umsetzung erfolgt im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
 

Mehr Informationen zum Modellprojekt:
https://www.gkv-spitzenverband.de/pflegeversicherung/forschung/modellprogramm___8_abs__3b_sgb_xi/modellprogramm_8_abs_3b.jsp 

Seniorenpflegeeinrichtung der Pfeifferschen Stiftungen
Seniorenpflegeeinrichtung in den Pfeifferschen Stiftungen. Die Bewohner bekommen tierischen Besuch.
(© Pfeiffersche Stiftungen)
Haus Mechthild auf dem Gelände der Pfeifferschen Stiftungen
Das »Haus Mechthild« ist eine der Pflegeeinrichtungen für Senioren der Pfeifferschen Stiftungen. Hier wird das Modellprojekt mit der Universität Bremen durchgeführt.
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)
Christian Rausch, Leiter des Bereichs Seniorenstifte der Pfeifferschen Stiftungen
Christian Rausch, Leiter des Bereichs Seniorenstifte der Pfeifferschen Stiftungen
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)