»Gemeinsame Verantwortung für die Zukunft« – Rede des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland in Magdeburg

Veröffentlicht am:


Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, war am 10. März in der Magdeburger Johanniskirche zu Gast. Der Besuch fand anlässlich der »Woche der Brüderlichkeit« und des Festjahres »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« auf Einladung der Pfeifferschen Stiftungen und verschiedener kirchlicher Akteure statt.

In seiner Rede vor den Gästen dieses Abends, unter ihnen der Bildungsstaatssekretär Frank Diesener und Landesbischof Friedrich Kramer, betonte Schuster die aktuellen Gefahren für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland.

Der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 sei mitnichten ein schrecklicher Einzelfall gewesen. Angesichts des Krieges in der Ukraine und des wachsenden Antisemitismus hierzulande sieht er zudem auch die Religionsgemeinschaften in der Pflicht, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen:

»Die jüdische Gemeinschaft betrachtet Deutschland als ihr Zuhause und sieht sich als integralen Bestandteil der Gesellschaft. Die Hilfe für jüdische Vertriebene aus der Ukraine ist daher für die jüdischen Gemeinden eine Selbstverständlichkeit. Angesichts der wachsenden Radikalisierung in unserer Gesellschaft, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, kommt sowohl den Bildungseinrichtungen als auch den Religionsgemeinschaften eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Antisemitismus zu. Die Fliehkraft, die derzeit auf unsere Demokratie einwirkt, halte ich für stärker und leichter zu beschleunigen als in anderen Zeiten. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für die Gestaltung der Zukunft. Es sollte eine gute, vor allem aber eine gemeinsame Zukunft sein!«

Der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, übermittelte folgende Grußbotschaft:

»Der Antisemitismus geht stets mit der Verneinung von Freiheit und Demokratie einher. Er ist eine Gefahr für die grundlegenden Werte unserer Demokratie. Umso größer ist unsere gemeinsame Verantwortung für die Gestaltung einer guten Zukunft. Der Bogen der Geschichte neigt sich nicht zwangsläufig in Richtung Demokratie. Für unsere Überzeugungen und demokratischen Institutionen müssen wir alle entschlossen eintreten: jeden Tag aufs Neue. Das zeigen auch die schrecklichen Geschehnisse in der Ukraine.«

Dr. Edda Weise, Vorsteherin der Pfeifferschen Stiftungen, pflegt bereits seit vielen Jahren ein gutes Verhältnis zu Herrn Dr. Schuster und bedankte sich für seine Annahme der Einladung nach Magdeburg. Sie unterstrich ebenfalls, wie wichtig es sei, dass die Religionsgemeinschaften gerade in diesen Zeiten zusammenstehen.

»Wir haben eine feste Basis gemeinsamer Traditionen und Werte. Zusammen sind wir verpflichtet, als starke Kräfte der Gesellschaft für den Erhalt unserer Demokratie und gegen die Bedrohung durch Krieg, Antisemitismus und antidemokratische Kräfte einzustehen.«

Rede Dr. Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland
Dr. Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, mahnt in seiner Rede in der Johanniskirche Magdeburg zu größeren Anstrengungen gegen antidemokratische Kräfte und Antisemitismus in Deutschland
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)
Dr. Schuster im Austausch mit Studierenden der Evangelischen Studierendengemeinde Magdeburg
Dr. Schuster im Austausch mit Studierenden der Evangelischen Studierendengemeinde Magdeburg
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)
Gemeinsame Gespräche mit Dr. Schuster in den Pfeifferschen Stiftungen
Gemeinsame Gespräche in den Pfeifferschen Stiftungen (v.l.n.r.): Landesbischof Friedrich Kramer, Dr. Edda Weise, Dr. Josef Schuster, Staatssekretär Frank Diesener, Oberkirchenrat Albrecht Steinhäuser
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)
Blick ins Publikum der Johanniskirche
Dr. Schuster mit Vertretern der Landesregierung und der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland
(© Viktoria Kühne/Pfeiffersche Stiftungen)