Was Herz und Lunge so unzertrennlich macht

Herz und Lunge liegen im Brustkorb nicht zufällig so dicht beieinander. Bei der Versorgung des Körpers mit dem zum Leben notwendigen Sauerstoff bilden sie eine funktionelle Einheit. Über den Lungenkreislauf gelangt das verbrauchte und sauerstoffarme Blut aus der rechten Herzkammer in die Lunge. Dort reichert es sich bei jedem Atemzug aufs Neue mit Sauerstoff an und fließt zurück in die linke Herzkammer, von wo aus es zur Versorgung der Organe durch den Körper gepumpt wird. Körper- und Lungenkreislauf sind hintereinander geschaltet und werden von linker und rechter Herzkammer angetrieben. Das Herz ist also der Motor dieses Transport- Systems. Nur eine Herzarbeit und eine mit ihr gekoppelte Atmung – beides ununterbrochen – garantieren eine ausreichende Kreislauffunktion für den ganzen Körper. Das Herz, ein biologisches Hightech-Wunder, pumpt etwa sechs Liter Blut pro Minute durch den Lungen- und Körperkreislauf und sichert so die Durchblutung aller Organe und Zellen. Sauerstoff ist die Grundlage allen Lebens. Kaum ein Vorgang im Körper funktioniert ohne das Gas. Die Lunge ermöglicht den Gasaustausch zwischen Körper und Umwelt: Sauerstoff gelangt ins Blut, Kohlendioxid wird abtransportiert – und einfach ausgeatmet. Dieser Austausch ist lebenswichtig.

Herz und Lunge bilden also ein komplexes wie raffiniertes Konstrukt, die Grundlage für das Zusammenspiel aller Organe im Körper. So wundert es nicht, dass Erkrankungen der Lunge zu lebensbedrohlichen Belastungen für Herz und Kreislauf werden können. Und dass umgekehrt manche Herzerkrankungen auch der Lunge zu schaffen machen. Etwa Atemnot muss nicht immer auf Lungenprobleme hinweisen, sie kann auch durch eine Herzschwäche ausgelöst werden. Manchmal tritt aber auch beides gleichzeitig auf. Dann wird mit der sogenannten Spiroergometrie – eine Art erweitertes Belastungs- EKG – versucht, die Ursache zu erkennen. Sie spiegelt in optimaler Weise das Zusammenspiel von Herz, Lunge, Kreislauf und Stoffwechsel wider. Aus diesem Grund ist sie in der Kardiologie (Herz), der Pulmologie (Lunge) und in der Sportmedizin von großer Bedeutung. 

Herzerkrankungen können auch der Lunge zu schaffen machen.

Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Herzentzündung oder Herzklappenfehler sind häufig die Ursache für ein Lungenödem, im Volksmund als Wasser in der Lunge bezeichnet. Die Ansammlung von Flüssigkeit in den Lungenbläschen führt dazu, dass die Atmung stark erschwert wird oder sogar vollständig versagt. Schließlich setzen auch Verengungen der Herzkranzgefäße und Herzprobleme durch Bluthochdruck der Lunge zu. Der Sauerstoffaustausch ist erschwert und das Atmen fällt schwer. Solange sollte man auf keinen Fall warten, sondern gleich zum Arzt gehen.

Umgekehrt können Erkrankungen der Lunge zu lebensbedrohlichen Belastungen für Herz und Kreislauf werden. Zum Beispiel, wenn sich die Blutgefäße in der Lunge verengen und der Blutfluss erschwert wird. Die Folgen: Der Blutdruck im Lungenkreislauf steigt und das Herz ist gezwungen, gegen den erhöhten Druck anzupumpen. Mediziner sprechen dann von Lungenhochdruck oder pulmonaler Hypertonie. Aufgrund der übermäßigen Belastung vergrößert sich die rechte Herzkammer. Atemnot, Herzklopfen und Müdigkeit machen den Betroffenen schon bei leichter Bewegung zu schaffen. Die dauerhaft gesteigerte Pumpleistung kann zu Herzversagen führen. Oder bei der Lungenembolie: Da gelangt, häufig als Folge einer Beinvenenthrombose, ein Blutgerinnsel in die Lunge und kann dort ein Blutgefäß verstopfen. Je nach Schweregrad der Gefäßverengung steigt die Belastung für Herz und Kreislauf. Besonders oft leiden Patienten mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auch unter Herzproblemen, die auf einen Druckanstieg im Lungenkreislauf zurückgehen. Herz und Lunge hängen also innig aneinander, so dass dieser kardial-respiratorische Komplex (respiratorisch = die Atmung betreffend) eine Zusammenarbeit von Kardiologie und Pneumologie erfordert. Auch im Pfeifferschen Verbund, in dem die Lungenklink Lostau, das Klinikum der Stiftungen und das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Ansprechpartner sind.