Kunst kennt keine Barrieren: Nicole Hollburg inszeniert Lebenswelten, baut sie en miniature und fotografiert sie
Was Martin Luther mit Pfeiffers zu tun hat...
Reformation einen Rekord. Über 750.000 Mal wurde seine Playmobil-Figur verkauft, häufiger als je eine andere Plastik des Unternehmens. Ja, selbst besser als der oberste Star-Wars-Fiesling. Die Spielfigur ist ausgestattet mit dem Pottschnitt, Bibel, Schreibfeder, Mantel und einer Kappe. So einen Luther hat auch Nicole Hollburg kreiert, der aber sieht anders aus als der von Playmobil, also keine billige Kopie. Dieses Jahr ist das große Reformationsjubiläum. Daher hat sich die 35-Jährige überlegt, was wäre, wenn Luther heute leben würde und krank wäre. Wie es wäre, wenn er dann ins Krankenhaus in den Pfeifferschen Stiftungen käme. Sie stellt dazu Szenen nach, die eine kleine ausgedachte Luther-Geschichte darstellen. Die hat sie fotografiert, beginnend mit Luther in der Kirche bei der Predigt, dann mit einer Verletzung in der Notaufnahme und im OP-Saal.
Auch wenn ihre Figur keine Lego-Figur ist, hat sie dafür Elemente des Playmobil-Luthers als Requisiten für die Szene genutzt. Alle weiteren hat sie in detaillreicher Feinarbeit selbst hergestellt. Apropos Pfeiffersche Stiftungen: Hier ist Nicole Hollburg geboren. Hier arbeitet sie seit 13 Jahren in der Reha-Werkstatt: Vormittags in der Hauswirtschaft, und nachmittags werkelt sie mit Holz oder macht Mosaikbilder aus Glas. Mit dem Blick auf das Detail stellt sie seit 2008 Bildergeschichten aus dem Leben im Modell dar und fotografiert die einzelnen Szenen. Dabei beschäftigt sie sich mit alltäglichen Themen wie zum Beispiel „Wohnen und Leben“, „Familienglück“ oder „Straßenleben“. Ihre Werke sind das Ergebnis eines langen Findungsprozesses, in dem sie Lebenswelten erfindet, en miniature erbaut und anschließend fotografiert.
Mit ihren Fotos bewarb sich Nicole Hollburg für den Aktion-Kunst-Preis 2015. Es legten 1700 Bewerber aus ganz Deutschland ihre Werke einer Fachjury zur Beurteilung vor. Sie wurde für die Preisträgeraustellung nominiert und in das Museum Abtei Liesborn in Nordrhein- Westfalen eingeladen. Die Aktion-Kunst-Stiftung macht Werke von Künstlern mit geistigem und psychischem Handicap „sichtbar“. Das Motto: Kunst kennt keine Barrieren und will gesehen werden. So gelingt es, Kultur und den Gedanken der Inklusion zu verbinden.
Anfang des Jahres hat Nicole Hollburg in Düsseldorf erneut eine Präsentation mit neuen Motiven, die Winterausflüge im Schnee zeigen. Die Ausstellung Nr. 12 „Nicole Hollburg – Inszenierte Welten“ findet im Rahmen des „Duesseldorf Photo Weekend 2017“ statt, an dem sich zahlreiche Galerien, Museen und Institutionen beteiligen.
Die gesamte Kurzgeschichte von Nicole Hollburg finden Sie hier: youtu.be/fmxZNctdPwU