Kinderhospiz Magdeburg wird sechs Jahre alt

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Neue Angebote für Geschwister schwerstkranker Kinder

In Deutschland sind nach aktuellen Schätzungen etwa 50.000 Kinder so schwer krank, dass sie wahrscheinlich nicht erwachsen werden. Sie leben mit Diagnosen wie Krebs, Muskelschwund, Herz- und Stoffwechselleiden. Die Erkrankung und der Tod des eigenen Kindes ist eine Lebenserfahrung, die Eltern und Geschwister an ihre Grenzen bringt. Die kraft- und zeitaufwendige Pflege, wenig Schlaf, finanzielle Belastungen und eine zunehmende Isolation und Sprachlosigkeit im sozialen Umfeld, führen häufig zu seelischer und körperlicher Erschöpfung der Angehörigen.

Vor sechs Jahren, im März 2013, haben die Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg das stationäre Kinderhospiz eröffnet. Hier ist ein Ort für Begegnung, Austausch, Vernetzung, Entlastung und Beratung entstanden. Christoph Radbruch, Vorstandsvorsitzender der Stiftungen: „Seit das Kinderhospiz seine Türen geöffnet hat, gibt es den größten Lerneffekt bei der Beratung, einem wesentlichen Bestandteil der Arbeit des Kinderhospizes, das erkrankte Kinder und ihre Familien betreut und den Familien erstmals einen Ansprechpartner für palliativ-pflegerische als auch in sozialen Fragen ist.“

In den vergangenen Jahren konnten fast 400 Familien und an die 80 Geschwisterkinder begleitet werden. Das Kinderhospiz ist deutschlandweit vernetzt und arbeitet eng mit den Kinderärzten und Kliniken der Region zusammen. Inzwischen besteht das Mitarbeiterteam aus 18 Pädiatrischen Palliative-Care-Kräften, zwei Sozialdienstmitarbeiterinnen, drei therapeutisch-pädagogischen Fachkräften, zwei Hauswirtschaftsmitarbeiterinnen und 12 ehrenamtlichen Kinderhospizbegleitern.

Geschwisterarbeit steht im Focus

Die Geschwisterarbeit steht im sechsten Kinderhospizjahr im Focus. Franziska Höppner, Psychologin und Leiterin des Kinderhospizes Magdeburg, sagt: „Wenn Kinder schwer krank werden, benötigen Sie einen Großteil der Aufmerksamkeit ihrer Eltern und Familienangehörigen. Dadurch bleibt oft wenig Zeit für die Bedürfnisse der Geschwisterkinder.“ Um diese kümmert sich seit Kurzem eine zweite Sozialarbeiterin im Team.

Franziska Höppner erläutert, wie man im Kinderhospiz Magdeburg auch Geschwister von schwerstkranken und sterbenden Kindern unterstützen möchte: „Wir zeigen ihnen, dass sie nicht allein sind mit der Situation.“ Mit Hilfe pädagogischer Fachkräfte und ausgebildeter Ehrenamtlicher wird eine Freizeitgestaltung möglich, die meist im Alltag der Familie kaum zu realisieren ist. „Wir wollen aktiv auf die Geschwisterkinder zugehen, sie per Post und Internet über unsere Angebote informieren“, so Höppner weiter.

In einem Fragebogen können Familien schon vor der Ankunft im Kinderhospiz über Ängste, Sorgen und Wünsche berichten und ein gesondertes Aufnahmegespräch erhalten. Bei der Belegung achtet das Team darauf, dass etwaige Geschwisterkinder gut zueinander passen und fördert den Kontakt der betroffenen Geschwister untereinander. Dazu werden zukünftig Geschwistertreffen im Kinderhospiz stattfinden.

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