Berufsbild Ethikberater: Warum die moderne Heilkunst nicht alles darf, was sie vermag

Schon längst gibt es kein eindeutiges Falsch und Richtig mehr in der Gesundheitsfürsorge. Vielen Behandlungen gehen Verhandlungen voraus. Was dem einen als unsinnige Leidensverlängerung erscheint, begründet für den anderen die letzte Hoffnung.

Während manche schon ein Leben im Rollstuhl als menschenunwürdig erachten, betrachten andere selbst jeden Tag im Wachkoma als Geschenk Gottes. Immer hat der eigene Standpunkt damit zu tun, wo man herkommt: mit persönlichen Glaubenssätzen, eigenen Erfahrungen.

Immer wieder stellt sich die heikle Frage, ob die moderne Heilkunst alles darf, was sie kann. Ob Ärzte, Pflegepersonal und Angehörige das wollen. Selten geben alle Betroffenen die gleiche Antwort.

Hier kommen Ethikberater ins Spiel. Sie helfen nicht beim Aufsetzen einer Patientenverfügung und urteilen nicht über die medizinische Qualität einer Behandlung. Die wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Nein, Ratsuchende erhalten Hilfe in einer Konfliktsituation, wenn Werte oder moralische Überzeugungen berührt werden, wenn es Unsicherheiten gibt.

Das Gremium der Ethikberatung ist eine Art Gegenwelt in unserer rasenden Zeit. Mit ihm leistet man sich ein Zentrum der Ruhe, der Nachdenklichkeit, der Gründlichkeit. Um ethisch handeln und urteilen zu können, ist es für die Berater unabdingbar, alle Facetten eines Vorgangs zu kennen. So bedürfen Patientenverfügungen sehr oft der Interpretation. Auch dafür sind ethische Fallbesprechungen da. Es gibt Situationen, da ist es für alle Beteiligten hilfreich und entlastend, wenn eine neutrale Person hinzukommt, die moderiert: Das sind die Ethikberater.